Körperverletzung im deutschen Strafrecht

7 Minuten Lesezeit 22.10.2023
Körperverletzung im deutschen Strafrecht

Im deutschen Strafrecht nimmt die "einfache" Körperverletzung eine bedeutsame Stellung ein. Dieser Beitrag beleuchtet die rechtlichen Aspekte dieser Form der Körperverletzung, insbesondere im Kontext des Straßenverkehrs.

Einfache Körperverletzung

Definition und Kriterien

Die "einfache" Körperverletzung ist in § 223 des Strafgesetzbuches geregelt. Hierbei handelt es sich laut dem Gesetz um eine körperliche Misshandlung oder Schädigung der Gesundheit einer anderen Person.

Juristisch betrachtet beziehungsweise definiert ist dies ein übles und unangemessenes Verhalten, das das körperliche Wohlbefinden oder die körperliche Unversehrtheit nicht nur unerheblich beeinträchtigt. Beispiele für solche Handlungen sind vielfältig und reichen von langandauerndem Nachstellen, das depressive Verstimmungen hervorruft, bis hin zu schmerzhaften Ohrfeigen, die mehr als bloße Beleidigungen darstellen.

Unterschiedliche Beispiele (die nicht auf den ersten Blick an eine Körperverletzung erinnern)

  1. Festhalten im Schwitzkasten: Eine einfache Körperverletzung kann auch auftreten, wenn jemand im Schwitzkasten gehalten wird, was zu nachfolgenden Nackenschmerzen führt.
  2. Haare abschneiden: Selbst das Abschneiden von Haaren kann die körperliche Unversehrtheit beeinträchtigen und somit den Tatbestand der Körperverletzung erfüllen, sofern keine Einwilligung vorliegt.
  3. Ärztliche Handlungen: Sogar ärztliche Handlungen wie Spritzen oder Operationen können als Körperverletzung gelten, es sei denn, es liegt eine Einwilligung vor und der Eingriff wurde korrekt durchgeführt.

Vorsatz und Fahrlässigkeit

Die einfache Körperverletzung kann sowohl fahrlässig als auch vorsätzlich begangen werden. Vorsatz liegt auch dann bereits vor, wenn jemand die Verletzung zwar nicht direkt beabsichtigt, sie aber billigend in Kauf nimmt. Fahrlässigkeit tritt ein, wenn jemand die erforderliche Sorgfalt außer Acht lässt. Ein Beispiel für Fahrlässigkeit ist das versehentliche Schlagen eines Zuschauers beim Golfspiel.

Konsequenzen im Straßenverkehr

Besondere Bedeutung erlangt die fahrlässige Körperverletzung im Straßenverkehr. Als Verursacher eines Unfalls befindet man sich schnell in einer Situation, in der einem eine solche Tat zur Last gelegt wird. Die einfache Körperverletzung im Zusammenhang mit dem Führen eines Fahrzeugs hat ernste Konsequenzen. Sie kann zu Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen führen. Zudem wird in vielen Fällen eine Führerscheinsperre von mehr als 12 Monaten verhängt. Selbst wenn keine Sperre ausgesprochen wird, können zwei Punkte im Fahreignungsregister in Flensburg vermerkt werden.

Zusammenfassung der einfachen Körperverletzung

Das Verständnis der einfachen Körperverletzung und ihrer Konsequenzen ist unerlässlich, insbesondere im Straßenverkehr. Personen sollten sich bewusst sein, dass scheinbar harmlose Handlungen zu rechtlichen Konsequenzen führen können. Bei einer Anklage ist es ratsam, sich rechtzeitig versierte juristische Unterstützung zu suchen, um die bestmögliche Verteidigung zu gewährleisten. Ein fundiertes Wissen über die eigenen Rechte und Pflichten ist der Schlüssel zu einer bestmöglichen Behandlung im Strafverfahren

Schwere Körperverletzung

Die schwere Körperverletzung ist eine spezielle Form von Vergehen im deutschen Strafrecht, die oft mit der gefährlichen Körperverletzung verwechselt wird. In diesem Beitrag beleuchten wir die Aspekte der schweren Körperverletzung, von ihrer Definition bis hin zu den möglichen Strafen und dem richtigen Vorgehen bei Ermittlungsverfahren.

Definition und Abgrenzung

Die schwere Körperverletzung ist eine eher seltene Form der Straftat. Sie tritt auf, wenn das Opfer durch die Körperverletzung das Sehvermögen, Gehör, Fortpflanzungsfähigkeit oder ein wichtiges Körperteil verliert. Auch erhebliche Entstellungen oder geistige Behinderungen nach der Körperverletzung können als schwere Körperverletzung gewertet werden.

Es ist bedeutsam, zwischen der schweren und der gefährlichen Körperverletzung zu differenzieren, wobei erstere auf den Taterfolg (s. oben) und letztere auf die Tathandlung abstellt (s. hierzu weiter unten).

Strafen bei schwerer Körperverletzung

Die Strafen für schwere Körperverletzung sind beträchtlich. Im "normalen" Fall beträgt die Freiheitsstrafe mindestens drei Jahre und maximal fünfzehn Jahre, wenn der Täter die Folgen wissentlich herbeigeführt hat. Es gibt jedoch auch minder schwere Fälle, bei denen die Strafandrohung zwischen mehreren Monaten und maximal zehn Jahren liegt.

Vorgehen bei Ermittlungsverfahren

Dass ein Ermittlungsverfahren gegen ihn läuft, erfährt der Beschuldigte oft erst durch eine Einladung zur polizeilichen Vernehmung. Hierbei ist es zu empfehlen, einen Rechtsanwalt mit Spezialisierung im Strafrecht zu konsultieren. Ein Anwalt kann die Situation einschätzen und beraten, ob es ratsam ist, vor Akteneinsicht Angaben zur Sache zu machen. Im Allgemeinen gilt im Strafrecht "Schweigen ist Gold". Die Aussagen des Beschuldigten können gegen ihn verwendet werden, daher kann es sinnvoller sein, durch Beweisanträge Fakten in das Verfahren einzuführen, ohne persönliche Aussagen zu machen.

Gefährliche Körperverletzung

Einführung

Gefährliche Körperverletzungen sind keine Seltenheit, besonders im Nachtleben. Dieser Beitrag widmet sich den verschiedenen Aspekten der gefährlichen Körperverletzung, von den rechtlichen Grundlagen bis zu den möglichen Strafen und Verteidigungsmöglichkeiten.

Definition und gesetzlicher Strafrahmen

Eine gefährliche Körperverletzung tritt ein, wenn das Vorgehen der Körperverletzung besonders verwerflich ist - etwa, wenn zwei oder mehr Personen zusammenwirken, um jemanden zu verletzen. Oft entstehen solche Situationen in Streitigkeiten, bei denen Personen, die eigentlich einen Streit schlichten wollen, selbst in Auseinandersetzungen geraten. Die Strafandrohung für gefährliche Körperverletzung reicht bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe, wobei die Mindeststrafe sechs Monate beträgt.

Verteidigungschancen

Besonders Fälle aus dem Nachtleben bringen häufig gute Verteidigungschancen mit sich, da zahlreiche Zeugen befragt werden können. Auch die Unklarheit darüber, welcher Täter welchen Beitrag geleistet hat, kann zu Freisprüchen führen. Widersprüchliche Zeugenaussagen aufgrund von Alkoholisierung und vielen Anwesenden können zu Zweifeln führen und den Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten/in dubio pro reo" unterstützen.

Varianten der gefährlichen Körperverletzung

Es gibt fünf Formen der gefährlichen Körperverletzung, wobei hier nur die häufigsten erläutert werden.

  1. Erstens, wenn mehrere Täter gemeinschaftlich handeln.
  2. Zweitens, wenn Waffen oder gefährliche Werkzeuge verwendet werden.
  3. Drittens, wenn eine Handlung das Leben gefährdet. Letztere kann von einem wuchtigen Kopfstoß bis zur Abschnürung der Halsschlagader reichen.

Strafrahmen und Ersttäter

Die Strafe für die gefährliche Körperverletzung liegt, wie bereits oben erwähnt, bei mindestens sechs Monaten Freiheitsstrafe. Für Ersttäter bei weniger schweren Verletzungen können Freiheitsstrafen von 8-12 Monaten zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind. Ein erfahrener Verteidiger kann bei der Strafaussetzung zur Bewährung unterstützen.

Grundsatz der Verteidigung

Im Falle eines Ermittlungsverfahrens ist der Grundsatz "Schweigen ist Gold" von großer Bedeutung. Situationen, die ausnahmsweise eine sofortige Aussage notwendig machen, sind äußerst selten. Ein Rechtsanwalt mit Spezialisierung im Strafrecht kann unterstützen und beraten, ob eine Aussage sinnvoll ist oder nicht.

Körperverletzung mit Todesfolge

Einführung

Im deutschen Strafrecht spielen Vorsatz und Absicht eine entscheidende Rolle. Bei der Körperverletzung (mit Todesfolge) ist die Verletzungsabsicht zentral, während beim Totschlag die Tötungsabsicht vorliegen muss. Dieser Beitrag beleuchtet die Übergänge zwischen Körperverletzung und Totschlag, insbesondere die Körperverletzung mit Todesfolge.

Definition und Strafrahmen

Die Körperverletzung mit Todesfolge gemäß § 227 StGB tritt ein, wenn eine vorsätzliche Körperverletzung zu einem tödlichen Ausgang führt, ohne dass ein expliziter Tötungsvorsatz nachweisbar ist. Die Strafe beträgt nicht weniger als drei Jahre Freiheitsstrafe, wobei keine Höchststrafe festgelegt ist.

Herausforderungen bei Schlägereien mit Todesfolge

Im Kontext von Schlägereien gestaltet sich die Zuordnung der Verursachung des Todes oft schwierig. § 231 StGB besagt, dass jeder, der sich an einer Schlägerei beteiligt, strafbar ist. Den konkreten Verursacher herauszufiltern, ist kompliziert. In solchen Fällen greift der Grundsatz "in dubio pro reo", wodurch die Verurteilung aufgrund von Körperverletzung erfolgen kann, jedoch die Zuweisung der Todesfolge unsicher bleibt.

Strafmaß bei Körperverletzung mit Todesfolge

Das Strafmaß für Körperverletzung mit Todesfolge beginnt bei drei Jahren Freiheitsstrafe. Das Resultat der Straftat ist entscheidend, unabhängig von der Art der vorsätzlichen Körperverletzung (leicht, schwer, gefährlich). In einem minder schweren Fall kann die Strafe auf eine Freiheitsstrafe zwischen einem und zehn Jahren herabgesetzt werden.

Fazit sowie Verhältnis von Körperverletzung und Totschlag

Die Körperverletzung mit Todesfolge stellt einen sensiblen Übergang zwischen Körperverletzung und Totschlag dar. Die Beweisführung und die Zuweisung der Schuld können in komplexen Fällen problematisch sein. Ein sorgfältiges rechtliches Vorgehen und die Beratung eines erfahrenen Strafverteidigers sind entscheidend, um Gerechtigkeit und angemessene Strafen zu gewährleisten.

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Strafverteidiger und Rechtsanwalt Karl Matthias Göbel CTA Karl Matthias Göbel - Strafverteidiger

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